Mit meiner Nüchternheit bekomme ich nicht automatisch emotionale Gesundheit geliefert. Ich fühle mich nicht plötzlich auf wunderbare Weise von netten, beziehungsfähigen Erwachsenen angezogen. Ich verfalle weiterhin bindungsgestörten Playern in schwarzen Lederjacken, die ganz genau mein Typ sind.
Schlagwort: Tagebuch

Das erste Mal
Sarah Hepola schreibt: »Als ich aufhörte zu trinken, fürchtete ich, ich würde nie wieder Sex haben.« Da sind wir schon zwei.

Schmerz
Nichtsoschlimm war immer mein Mantra, beim Trinken und in der Liebe. Dass es nicht mehr gut war, reichte nicht; es musste schon richtig schlimm werden, und es war lange nicht so schlimm, nicht richtig schlimm, nicht schlimm genug.

Küsse
Die Leute sagen ständig: Wenn man aufhört zu trinken brechen plötzlich all diese Gefühle über einen herein. Man muss plötzlich umgehen lernen, mit so viel EMOTION. Nicht bei mir, nein, keine Spur. Ich fühle stattdessen gar nichts mehr.

Er ist der Drink
Eine Regel bei AA: keine Dates im ersten Jahr. Ein guter Rat, den niemand befolgt. Ungefähr das erste, was du machst, wenn du aufhörst, dich mit Drinks zu betäuben, ist nach neuen Wegen zu suchen, dich zu betäuben.

Der Tanz
Eine klassische Frage in den Alkoholproblem-Fragebögen lautet: »Haben sie jemals versucht, ihr Trinken durch Regeln zu kontrollieren?« Sie bezieht sich auf den Versuch des kontrollierten Trinkens, eine Phase, die fast jeder auf dem Weg in die Abhängigkeit durchläuft.

Weiße Morgen
Der Designer Rick Owens schläft in einem Bett aus weißem Marmor. Das ist vielleicht ein bisschen melodramatisch, okay, aber es ist ein Statement, dass ich zu hundert Prozent nachvollziehen kann. I feel you, Rick.

Blinde Flecken
Mit der neuen Nüchternheit ist es wie mit der Trennung von einem Mann. In der ersten Zeit, wenn der Schmerz (oder die Erleichterung) dich beherrscht, denkst du an nichts anderes.

Wohin gehen deine Füße?
Wenn du einmal eine Wahrheit kennst, wirst du nie mehr in den Zustand der Unwissenheit zurück kehren. Du wirst immer wieder bei dieser Wahrheit landen, egal, wie lang und kompliziert der Umweg sein wird.

Auf die Couch
Andy Warhol hat gesagt: »Wenn du etwas im Bett tust, hat es automatisch mehr Glamour.« Ich fand den Spruch immer gut, unter anderem deswegen, weil ich nie eine Couch besessen habe.